12 Meilenstiefel – Zu Fuss von Weißwasser über Kromlau nach Bad Muskau

Ganz easy heute!

Mit einigen Kilometern vom Vortag in den Beinen, wollten wir (Hoochis Welt und meinereiner) es an diesem Tag recht gemütlich angehen lassen. Keine große Bergtour im Elbstandsteingebirge, sondern flaches Land. Da uns der Urlaub in den Osten der Republik führte, durfte natürlich ein Besuch der Rakotzbrücke im Kromlauer Park nicht fehlen. Von Dresden aus, ist die Fahrt in die Oberlausitz auch nicht allzuweit. Ich wäre natürlich nicht ich, wenn ich die Tour nicht ein wenig ausgedehnt hätte. Nur zur Brücke fahren, wäre ja auch irgendwie langweilig gewesen. So bereitete ich also eine Blaupause eines “kleinen” Fussmarsches vor. Zumindest sah es auf geringer Zoomstufe bei GoogleMaps nicht sehr weit aus. Gut, da sieht die Erde auch klein aus *lach*
Bei eher mäßigem Wetter an diesem Tag, machten wir uns somit gegen 10:00 Uhr mit den Worten

“Nein, heute brauchst Du keine Wanderschuhe. Ist ganz easy heute!”

auf den Weg nach Weißwasser in die Oberlausitz. Unser Ausgangspunkt. So viel vorweg, die Tour war als Rundtour geplant, die wir so jedoch nicht abschließen konnte/wollten. Warum? Kurz: Füße,aua,unendlich,wir sind Pussys! Egal, die Odysee konnte beginnen!

(Link zur GoogleMaps-Karte, falls nicht angezeigt)

Stufe 1: Langsames Antraben

Angekommen in Weißwasser, ging es zunächst auf Parkplatzsucwhe. Die Park&Ride-Parkplätze sind leider sehr dürftig gesät, so ergatterten wir einen Parkplatz auf dem Bahnhofsvorplatz. Dort gibt es direkt an einem Plattenbau kostenlose Parkplätze. Im Inneren des Bahnhofsvorplatzes, wäre der Parkplatz sonst kostenpflichtig gewesen. Vom Bahnhof aus ging es also – mit Turnschuhen – zu Fuß weiter. Mein Tipp: Solltet Ihr die Tour nachahmen, klemmt Euch Wanderschuhe ans Gebein! Zumindest wenn Ihr wie wir schon ein paar Kilometer in den Tagen zuvor abgespult habt. Durch die Siedlungen der Stadt ging es also zum angrenzenden Waldgebiet. Nach wenigen hundert Waldmetern trafen wir auf die Gleise der dort verkehrende Schmalschienenbahn.

“SCHIENEN! F*CK YEAH!”

erklang es aus meinem Mund. Ein alter Schienenfetischist bin ich ja schon *lach*. So wurden also zunächst mal Schienen geknipst.
Dem Gleis weiter folgend, wie einst die Spurenleser der Rothäupte, kamen wir an einem der unzählig kleinen Seen vorbei. In dieser Gegend wimmelt es quasi nur so davon. Dies hat auch einen einfachen Grund, es sind geflutete Bergbau/Abbau-Stollen aus längst vergangenen Zeiten. Gleich der erste See bot schöne Spiegelungen und war gespickt mit unzähligen blauen Libellen. Kamera raus, knipsen!
Nach ein paar spannenden Minuten ging es wieder weiter. Den Schienen weiterhin folgend, trafen wir auf einen relativ neuen Fahrradweg. Dieser brachte uns über den Bahnhof der Schmalspurbahn zum Waldesrand und letztendlich zum Kromlauer Park. Kurzer Fußcheck: Alles (noch) in Ordnung…

Ergebnisse:

Stufe 2: Das Guybrushsyndrom

Nach dem Bahnhof ist der Kromlauer Park und die dort bekannte Rakotzbrücke sehr nah. Eigentlich. Genauer gesagt, wenn Ihr den Weg wisst! Von dem Wegekreuz nach dem Bahnhof, wären es nur noch gut 15 Minuten zu Fuss gewesen. Aber wie Ihr richtig gelesen habt: “Wenn Ihr den Weg wisst!”. Hätten wir an diesem Tag die Komplettlösung zur Hand gehabt, wären wir einfach am Wegekreuz geradeaus gelaufen und somit direkt an der Brücke herausgekommen. Da Komplettlösungen aber – auf gut Deutsch gesagt – fürn A*sch sind und die Lausitzer uns mit dem Nixen- und Seerosenteich lockten, haben wir also noch einen Abstecher unternommen. Ich sags gleich vornweg, spart Euch das! Der Nixenteich besteht aus Entengrütze und der Seerosenteich ist mehr oder weniger auch nur zu erahnen.
Wie dem auch sei, wir folgten also vertrauensvoll den Wegweisern. Unser Plan: Über den Nixenteich und dem Seerosenteich zur Brücke. Schließlich waren ja im ganzen Areal diese Wegweiser verteilt. Wer sollte sich dort also schon verlaufen? Ich weiss jetzt nicht genau, welcher Praktikant für diese Schilder verantwortlich war, aber die Kündigung dürfte ihm dadurch definitiv sicher gewesen sein. Wenn Ihr also nicht zur Brücke kommen wollt, folgt einfach den Schildern. Vielleicht findet man Euch in ein paar Jahren, verendet und vertrocknet, als Skelett auf Parkbank wieder.
Beispiel gefällig? Gerne! Wegweiser zeigt nach rechts zur Brücke. Läuft man diesen entlang, trifft auf eine Weggabelung. Wegweiser? Fehlanzeige! 50/50-Joker ist angesagt! Egal welchen Weg man dann letzendlich nimmt, ihr kommt entweder an eine weitere Gabelung ohne Schild oder die Brücke wird nicht mehr ausgeschildert sein. Ja Ihr hört richtig. Vor allem wenn man die Brücke gefunden hat, wird das wahre Ausmaß der “Wegeführung” sichtbar.
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Am Ende hatten wir also eine komplette Parkrunde hinter uns und fanden mit etwas Glück und meinem unbändigen Willen *lach* in guter alten Guybrush Treewoodmanier die Brücke. Das Gebiet um die Brücke hatte was magisches und ist wirklich sehenswert, auch wenn ich persönlich Winter oder Herbst vorziehen würde. Aber es war nun einmal ein Sommerurlaub *lach*. Nach ein paar geknipsten Eindrücken von der Brücke und unserem obligatorischen Urlaubsfoto, ging es dann weiter. Die finale Etappe nach Bad Muskau stand noch auf dem Plan.
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Fusscheck die Zweite: Die Füße meldeten sich schon ein wenig, aber es sollte ja nur noch ein kleines Stückchen bis Bad Muskau sein. Im Kopf zumindest. Die Zerstörung bis hin zur völligen Kapitulation sollte also ihren Lauf nehmen.

Ergebnisse:

Stufe 3: Turbodieselfatality

Wir verließen den Kromlauer Park über das angrenzende Waldgebiet. Der Weg war zu Beginn recht sandig und mit sich sonnenden Schlangen gespickt. Glaubt Ihr nicht? Fragt mal HoochisWelt *lach*. Wir liefen also weiter über Stock und Stein, über Schlangen und Sand durch den Wald. Nach gut einer Stunde Fussmarsch waren wir immer noch – festhalten – in Kromlau. Fragt nicht… wir hielten uns tatsächlich an den Weg!
Irgendwann gab es dann auch keine Feld- und Waldwege mehr, sondern nur noch Teerstraße. Das war auch der Punkt, an dem unsere Beine anfingen. Sohle, Wade, Schienbein. Alles! Die Dinger wollten irgendwann einfach nicht mehr. Egal, wir mussten nach Bad Muskau, schließlich waren wir irgendwo mitten in der Pampa. UND, die Tour sah vor, dass wir alles noch zurück laufen sollten. *ohje*.
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Ich konnte mit den Schmerzen noch irgendwie halbwegs leben, andere *in die Luft schau* nahmen es sarkastisch. Irgendwann war der Moment gekommen, in dem einer von uns Beiden nur noch funktionierte. Irgendwie ans Ziel kommen. Nicht mehr stehen bleiben.

Knapp 2,5 Stunden, nachdem wir den Kromlauer Park verlassen hatten, landeten wir in Bad Muskau. Es war mittlerweile Abend und die Sonne stand tief. Die letzten Reserven wurden mobilisiert, wir wollten unbedingt noch das Schloss bei Tageslicht sehen. Es war die perfekte Sonnenuntergangsstimmung, als wir endlich am Schloss ankamen.

“Ich kann nicht mehr, mach Du Bilder! Ich warte hier”

und so zog ich also los und nahm mit dem bisschen Restlicht das Parkareal auf. Inmitten des Schlossparkes stieß ich sogar auf das Grenzhäuschen des angrenzenden Polen.
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Nachdem meine Bilder im Kasten waren, schleppten wir uns zur Hermans Theke. Einer Bar, mit gemütlichen Ambiente und leckerem Essen. Sitzen! Es war göttlich! Eines war uns bei einem gemütlichen Bier sicher, wir werden definitiv nicht mehr zurücklaufen. Somit musste ein Taxi her. Gar nicht so einfach kann ich Euch sagen. Die Kellnerinnen dachten an Privattaxis, etwas anderes gab es dort zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. Leider hatten Martin noch Werner an diesem Wochentag ihren freien Tag und wir mussten ein Taxi aus Weißwasser bestellen. Geschafft, aber doch irgendwie glücklich kamen wir nach einer langen und total unterschätzten Tour wieder am Auto in Weißwasser an. Keiner von uns dachte, dass er am nächsten Tag noch laufen können. Falsch gedacht, es stand schließlich die Stadt Dresden auf unserem Plan und naja… was soll ich sagen… wir sollten wieder über 14 Std. auf unseren Beinen stehen.

Ergebnisse:


 

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