Sonnenaufgang auf der Krinnenspitze im Tannheimer Tal

A, B oder C? Ne, nehm lieber D!

Der Ausflug zum Gaisalpsee im Mai hatte mich angestachelt. Es gefiel mir langsam wieder in die Berge zu gehen, das alte Fieber war wieder da. So war es also nur eine Frage der Zeit, bis die nächste Tour anstand. Auf dem Zettel war diesmal das Tannheimer Tal bei unseren Nachbarn in Österreich notiert, nur die Tour war noch fraglich. Neunerklöpfe über den Vilsalpsee, Einstein oder doch Aggerstein? Am Ende kam es dann doch – wie immer – anders. Ein Kollege, dem ich von meinem Sonnenaufgangvorhaben erzählte, empfahl mir die Krinnenspitze (2000m). Aufstieg über die Südseite und den Enziansteig, perfekt für den Sonnenaufgang. Soweit so gut, die Sache war in Stein gemeiselt und die Ausrüstung war gepackt.

Hurra, aufstehen!

Samstag 2:00 Uhr in der Nacht, manch einer geht gerade Schlafen oder steht noch an der Bar, für mein elektronischer Hahn war es jedoch an der Zeit mich aus den Träumen zu krähen. Ich hatte ja noch was vor. Um 2:30 Uhr war es endlich soweit. Abfahrt! Gipfelbier, Fotoaustrüstung, Stirnlampe und Proviant, alles war dabei. Über die A7 ging es also in Richtung Tannheimer Tal. Das Ziel war ein Parkplatz in dem kleinen Dorf Rauth, welches direkt am Gaichpass liegt. Von dort aus sollte meine Tour starten und enden. Um 3:15 Uhr hatte ich mich dann endlich durch die Nebelschwaden gekämpft und war am Parkplatz in Rauth angekommen. Es war dunkel, sehr dunkel. Um es umgangsprachlich zu sagen: Kuahranzanacht! Aber kein Problem, ich hatte ja eine perfekt funktionierende Stirnlampe dabei und der Aufstieg sah auf dem heimischen PC-Monitor einfach zu finden aus. Um 3:30 Uhr begann ich mit dem Aufstieg zum Gipfel.

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Wo gehts hier hin?

Wie ich bereits sagte – sah einfach aus. Leider waren unsere Freunde aus der Nachbarschaft sehr Großzügig was die Wegmarkierungen betraf. Da ich die Tour zum ersten Mal lief, hatte ich keine Chance den Einstieg in den Wald zu finden. Dies sollte mir dann erst auf dem Rückweg gelingen. Ich disponierte also kurzerhand um und lief zunächst die Strasse entlang, bis ich zur Abzweigung in den Enziansteig kam. Ich verlor zwar etwas Zeit, aber es sollte im Nachhinen kein großes Problem darstellen.
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Der Einstieg fing gleich mal gut an. Kurz gesagt, mir presste es schon jetzt die Schweißperlen heraus. Mit der Hoffnung, dass es wieder flacher wird stieg ich im dichten Wald also empor. Hoffnungen sterben ja bekanntlich zuletzt. Soviel sei gesagt, die Hoffnung starb erst auf dem Gipfel. Der Anstieg ist wirklich kontinuirlich steil. Vorteil: Man gewinnt schnell an Höhe und so war es nur eine Frage der Zeit, bis ich die Baumgrenze erreichte. Immer wieder schön, wenn sich einem plötzlich das Panorama offenbart. Es wurde mittlerweile schon hell und ich wusste, mein Zeitplan mit dem Sonnenaufgang auf dem Gipfel der Krinnenspitze kann ich nicht mehr einhalten.
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Macht nichts!

Der Aufstieg über die Südseite offenbarte jedoch noch ein Bonbon für Fotografen. Die Sahne auf der Kirsche sozusagen. Gipfel sind schön, das Panorama super, aber manchmal scheitert es hier an vernünftigen Vordergründen für den Bildaufbau. Um 6:00 Uhr gelang ich auf ein kleines Plateau unterhalb des Gipfels. Dieses hatte es jedoch in sich. Auf dem Plateau standen mehrere kleine Hütten. Perfekt!

“Gut, hier bleib ich erstmal, die Sonne kommt eh gleich”

sagte ich zu mir und bezog also Stellung. Das Gipfelbier schrie zwar zu dem Zeitpunkt, aber ich blieb hart. Ganz hart! Gipfelbier ist Gipfelbier und nicht Unterhalb-Gipfelbier.
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Bevor die ersten Sonnenstrahlen die Gipfel küsste, begann ich mit den ersten Fotos. Man muss ja den Bildaufbau schonmal ein wenig austesten. Wenig später war es dann soweit.

“Grandios! Wie geil das hier ist”

Mehr konnte ich nicht sagen. Vom Plateau aus hatte man eine super Sicht in das Lechtal hinein und die ersten Sonnenstrahlen begannen den Himmel zu erhellen. Was dann folgte, war einfach nur noch Motive ablichten in Akkordarbeit. Es bot sich mir einfach eine super Lichtstimmung. Die muss schließlich festgehalten werden. Nach meinem typischen Selbstportrait wollte ich schon weiterziehen, als ein weiteres Highlight auf mich wartete.
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Hirsche, überall Hirsche. HIRSCHE! Wildhirsche! Nein, nicht nur zwei oder drei, bei 12 hörte ich auf zu zählen. Leider hatte ich sie am gegenüberliegenden Hang erst spät bemerkt und musste von Weitwinkel noch auf Tele umswitchen. Die Hirsche zogen gerade vom sonnendurchfluteten Hang über den Grat auf die Schattenseite. “Scheisse, scheisse, scheisse!” waren meine zart angehauchten Worte während des Objektiv- und Standortwechsels. Als das vorbei war, waren leider nur noch Drei von einst 12 zu sehen und auch jene drohten gleich über den Grat zu verschwinden. Mit einem gekonnten und mehrmals geübten Hirschschrei, den selbst Tarzan hätte nicht besser hinbekommen können, konnte ich jedoch Einen der Dreien davon überzeugen sich zu mir umzudrehen. Das Bild war im Kasten! Nur Eins, es war nicht perfekt, aber es spiegelte den Moment wieder und der war einfach grandios.

Erster!

Es war nun schon kurz nach 7:00 Uhr und ich war mit meinen Aufnahmen durch. Somit war klar, es geht weiter.

“Puh, gehmas an”

sagte ich, schnallte mir meinen Rucksack wieder um und lief also weiter. Kurz vor dem Sattel, welcher die Abzweigung in Richtung Gräner Ödenalpe beherbergt, stand noch eine kleine Herausforderung an. Ein Schneefeld. Da ich auf alles vorbereitet war und  kein Risiko eingehen wollte, legte ich also die Grödeln an. Sicher ist sicher sagte eins der Bauer, als er den toten Hund an die Leine nahm. Nach der Überquerung des Schneefeldes befand ich mich endlich auf dem Sattel unterhalb des Gipfels. Von hier hatte ich einen phänomenalen Ausblick auf den gegenüberliegendenen und tiefgefrorenen Hochvogel (2592m). Wahnsinn. Ich pumpte zwar schon ganz schön und hörte mein Herz mächtig in den Ohren schlagen, aber ein letzter Anstieg stand noch bevor. Um 7:40 Uhr war es dann endlich soweit. Gipfel! Kreuz! Oben! BIER! Bergheil! – und schon zischte die Flasche. Ich genoss die morgendliche Aussicht, die Sonnenstrahlen im Gesicht und das Gefühl auf dem Gipfel der Krinnenspitze zu stehen. Bier, Wurstbrot, Obst und Bergkäse. Ich war versorgt.
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Nach gut 15 Minuten bekam ich dann Besuch auf dem Gipfel. “Ja cfix, jetzt ist da schon einer hier. Ich dachte, ich wäre der Erste am heutigen Tag, wann bist Du denn im Tal weg?” Mit diesen Worten begrüßte mich ein anderer Bergwanderer, der gerade zum Gipfel kam. Wir hatten echt viel Spass und einen netten Plausch in luftiger Höhe. Ich verweilte bis etwa 8:45 Uhr auf dem Gipfel, als ich sah, dass nun einige Wanderer demnächst den Gipfel erreichen würden. Der Abstieg stand also an.

Runter kommen sie alle

Den richtigen Abstieg zu wählen war etwas tricky. Aufgrund der Schneeverhältnisse die noch vorherrschten, konnte ich nicht jede Route begehen. Das Gebiet kannte ich ja noch nicht und den Enziansteig wollte ich nicht wieder zurücklaufen. Wäre ja auch langweilig gewesen, die selbe Route nochmals zu laufen. Die Alternativen sahen alle nach viel Schnee aus, trotzdem entschied ich mich für einen Abstieg über den steilen Alpenrosensteig. Es lag zwar Schnee darin, aber trotzdem war er gut zu durchlaufen. Somit alles richtig gemacht. Man verliert schnell wieder an Höhenmeter und gelangt wenig später zur Krinnenalpe.
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Von Dort aus konnte ich den Berg wieder umrunden um auf den ursprünglichen Weg in Richtung Rauth zu kommen. Diesmal fand ich an der Abzweigung auch den Waldweg in Richtung Parkplatz. Meine Erkenntnis: Den Einstieg in den Wald am frühen Morgen hätte ich niemals gefunden. Erst im Wald kam die erste rote Markierung. Ich hätte also im Vorfeld genau wissen müssen, an welcher Stelle es in den Wald ginge. Macht nichts, jetzt weiss ich es.
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Gegen 11:00 Uhr war ich wieder an meinem Auto und konnte die Heimfahrt antreten. Ich war zufrieden. Schönes Wetter, bomben Sonnenaufgang, tolle Tour und ein Gefühl super Bilder in der Kamera zu haben. Heimfahrt!
 

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